* 20. September 1892
† 25. Februar 1956
von Matej Santi
Essay
Wenige Komponisten im slowenischsprachigen Raum setzten sich mit Überlegungen künstlerisch-ästhetischer Natur in einem solchen Maß auseinander, wie es Marij Kogoj während seiner relativ kurzen Schaffenszeit tat. Seiner Überzeugung nach zeichnet die Musik – im Vergleich zu anderen Künsten – eine Unmittelbarkeit zur nicht-materiellen, geistigen Welt aus: »Ich glaube, dass die Musik bestimmt weiß, wo ihre Quelle ist […], während die anderen Künste dies erst zu erkennen beginnen. Sie ist dem inneren Wesen näher […] alles, was dem inneren Wesen näher steht, ist auch mir näher, da ich meine Innerlichkeit bin« (Kogoj 1918, 92). Obwohl diese Perspektive eine Vorliebe für Instrumentalmusik im Sinne einer von außermusikalischen Bindungen losgelösten Musik vermuten lassen könnte, setzte sich Kogoj während seiner gesamten produktiven Zeit intensiv mit der Komposition von Liedern, Chören und Bühnenwerken auseinander. Andererseits stellen, wenn man von der Orchestersuite Če se pleše [Beim Tanz] (vor 1932) absieht, lyrische Stücke – für Klavier bzw. Klavier und Violine – den überwiegenden Teil seiner Instrumentalmusik dar.
VokalmusikEin frühes Beispiel seiner Vokalmusik ist der Chor Večerni zvon [Die Abendglocke] (1912) auf einen Text von Anton Medved (1869–1910). Der kontrapunktisch streng konstruierte ...